Die Nacht, die alles veränderte
Am Vorabend meiner Hochzeit, als ich noch glaubte, dass das Leben perfekt sei, klopfte ein Hotelmitarbeiter an meine Tür. Er überreichte mir einen prächtigen Strauß roter Rosen – ein Hauch von Romantik inmitten der hektischen Hochzeitsvorbereitungen.
Meine Trauzeugin Kelly grinste verschmitzt. „Mark kann es wohl nicht erwarten!“
Ich nahm die beigefügte Karte, erwartete Worte der Liebe, vielleicht ein „Ich kann es kaum erwarten, dich zu heiraten.“ Stattdessen standen dort nur zwei Worte:
„Ich will nicht.“
Die Luft schien aus meinen Lungen zu entweichen. Die Stimmung im Raum erstarrte, und das Klirren der Gläser, das eben noch von unserem Gelächter begleitet wurde, wurde übermächtig laut.
„Was soll das heißen?“ flüsterte Kelly, während ich stumm auf die Karte starrte.
Ich rief Mark an. Einmal, zweimal, dreimal. Keine Antwort. Mein Herz hämmerte wie wild, während die Minuten sich wie Stunden zogen. Irgendetwas stimmte nicht.
„Wir fahren zu ihm,“ entschied ich schließlich und zog eine Jacke über. Kelly protestierte, doch meine Entschlossenheit ließ keine Diskussion zu.
Als wir vor Marks Apartment ankamen, sah ich sein Auto in der Auffahrt stehen – ein schwacher Trost. Ich klopfte an die Tür.
Mark öffnete verschlafen, sein Gesicht zeigte Verwirrung, keine Schuld. Hinter ihm erschien sein Bruder Eric, der unsicher dreinschaute.
„Carly? Was machst du hier?“ fragte Mark.
Ich hielt ihm die Karte entgegen. „Was soll das, Mark? Willst du etwa den Hochzeitstag absagen, und ich erfahre es durch eine Karte?“
Mark nahm die Karte in die Hand, seine Stirn legte sich in Falten. „Ich habe keine Blumen geschickt,“ sagte er leise.
Eric trat einen Schritt näher, sein Blick wanderte zwischen uns hin und her. „Vielleicht ein schlechter Scherz?“ schlug er vor.
Kelly schnaubte abfällig. „Wer würde so etwas tun?“
Ich war zu erschöpft und verletzt, um weiter zu diskutieren. „Wir reden morgen,“ sagte ich und zog Kelly zurück zum Auto.
Der nächste Morgen brachte keine Erleichterung. Stattdessen klopfte es wieder an meiner Tür. Dieses Mal war es Eric.
„Carly, ich muss mit dir sprechen,“ begann er zögernd.
Sein Blick wich meinem aus, und mein Magen zog sich zusammen.
„Ich… ich habe die Blumen geschickt.“
Ich starrte ihn an, als hätte er mir gerade eröffnet, die Welt sei flach. „Du? Warum?“
„Weil ich dich liebe,“ sagte er schließlich, die Worte kaum mehr als ein Flüstern. „Schon seit Jahren.“
Mein Kopf rauschte, als würde mein Verstand versuchen, diese Worte zu verarbeiten. „Eric, du bist Marks Bruder. Weißt du überhaupt, was du da sagst?“
Er nickte, doch seine Stimme brach. „Ich konnte nicht länger zusehen, wie du ihn heiratest. Ich dachte… ich dachte, wenn du an ihm zweifelst, hättest du vielleicht eine Chance, mich zu sehen.“
Wut loderte in mir auf. „Du hast versucht, meinen Hochzeitstag zu ruinieren, um mir deine Gefühle zu gestehen? Weißt du, was du damit angerichtet hast?“
Eric senkte den Kopf. „Es tut mir leid. Ich habe es falsch gemacht. Aber ich musste es dir sagen.“
„Raus,“ sagte ich kalt. „Verschwinde. Und komm mir nie wieder so nahe.“
Später erzählte ich Mark alles. Er hörte ruhig zu, aber ich sah, wie die Anspannung in ihm wuchs. Dann stand er auf und verließ wortlos das Zimmer.
Er fand Eric draußen vor der Kirche, wo er ihn zur Rede stellte. „Du hast keine Grenzen. Und jetzt hast du keinen Platz mehr in meinem Leben,“ sagte Mark, seine Stimme fest und klar.
Wir heirateten dennoch. Die Zeremonie war wunderschön, und die Liebe, die wir füreinander empfanden, war stärker als je zuvor. Doch in den stillen Momenten dachte ich an den Verrat, der so nah daran war, alles zu zerstören.
Als wir abends allein waren, zog Mark mich fest an sich. „Nichts wird jemals zwischen uns kommen,“ sagte er mit Nachdruck.
Und in diesem Moment glaubte ich ihm. Denn was uns nicht zerbrochen hatte, hatte uns stärker gemacht.