— Denis… — Vika sah ihren Mann verwirrt an und hielt ihm einen kleinen Teststreifen hin.
— Was ist das? — Denis drehte das Objekt in seinen Händen, betrachtete es genauer und entdeckte die zwei Linien.
Er sah auf und traf ihren Blick. — Ist das, was ich denke?
Sie nickte.
— Ich bin schwanger, Dän, — sagte sie, und ihre Stimme zitterte, als ob sie gleich in Tränen ausbrechen würde.
— Verdammt, Vika, wir hatten doch abgesprochen…
— Denis war genauso fassungslos. — Nicht bevor wir uns ein eigenes Zuhause leisten können. Ein Jahr ist erst vergangen seit der Hochzeit! Was hast du dir dabei gedacht?
— Schließlich bin ich nicht die Einzige, die daran schuld ist, — sagte sie mit einem beleidigten Unterton. — Stell dir vor, du hast auch deinen Teil dazu beigetragen!
— Okay, tut mir leid, — Denis merkte, dass er die falsche Reaktion zeigte. — Na gut, wenn es nun so ist, dann werden wir eben das Kind bekommen.
— Ja? Und wie wollen wir leben? — Vika fühlte, wie ein gewaltiger Felsen von ihrem Herzen fiel. Sie hatte große Angst, dass er sie zwingen würde, das ungeplante Kind abzutreiben.
— Wir werden die Probleme nach und nach lösen, — sagte Denis und zog sie in eine beruhigende Umarmung. — Wichtig ist nur, dass das Kind gesund zur Welt kommt.
Vikas Schwangerschaft verlief nicht einfach. Übelkeit plagte sie schon vom ersten Monat an.
Sie konnte kaum einen Tag ohne den Gang zur Toilette überstehen, um das Wenige loszuwerden, das sie gegessen hatte.
Sie hatte ständig das Gefühl, dass ihr Magen rebellierte, von morgens bis abends. Salzgurken und Zitronen halfen nicht. Zusätzlich schwoll ihr Körper immer weiter an.
Sie konnte keine Schuhe tragen, außer ihren Hausschlappen. Wenn sie auf ihre dicken Knöchel blickte, die aussahen wie Wurstwaren, fühlte sie sich grauenhaft und weinte oft.
Um das Baby zu schützen, wurde Vika zu einer regelmäßigen Besucherin der gynäkologischen Abteilung, wo sie oft Wochen, manchmal sogar zwei, verbringen musste.
Ihre Arbeit hatte sie aufgegeben, nachdem ihr immer wieder gesagt wurde, dass niemand ihre Aufgaben übernehmen würde.
— Vika, — begann Denis, als sie wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, — ich bin nun der Alleinverdiener. Du weißt, dass ich das nicht schaffe.
Die Miete, deine Medikamente, die spezielle Ernährung. Und dann das Kind — wie viel Geld brauchen wir da?
— Also, sag mir doch endlich, was du vorschlagen möchtest, — unterbrach sie ihn ungeduldig.
— Wie wäre es, wenn wir zu meinen Eltern ziehen? — Denis traf schließlich die Entscheidung. — Da müssen wir keine Miete zahlen, und meine Mutter wird sich um das Baby kümmern.
Meine Eltern sind einverstanden. Ich werde weiter arbeiten und für unser eigenes Zuhause sparen.
— In Ordnung, — stimmte Vika zu. Sie wusste ebenfalls, dass es für Denis sehr schwer war, allein für alles aufzukommen.
Die Eltern von Denis nahmen sie herzlich auf.
— Vika, — sagte Polina Iljinisna, Vikas Schwiegermutter, — du darfst nichts Schweres heben, nicht mal eine Gabel. Unser Enkel muss gesund sein! Ruh dich aus, geh spazieren, iss gut. Ich kümmere mich um alles.
— Danke, Polina Iljinisna, — freute sich Vika über diese Unterstützung.
Tatsächlich ließ die Schwiegermutter sie nie übermäßig anstrengende Aufgaben übernehmen.
Sie kochte immer frisch für sie, hielt ständig Obst im Haus und brachte sie sogar persönlich zum Arzt, wenn sie wieder ins Krankenhaus musste.
Als es soweit war, brachte Vika ein gesundes Mädchen zur Welt. Das Baby war wunderschön.
Sie nannten es Saschka.
— Oh, meine Prinzessin, — schnurrte Polina Iljinisna, als sie das Baby in ihren Armen wiegte.
Sie übernahm die Verantwortung für das Kind sofort und erklärte Vika, dass sie sich nach der Geburt ausruhen und sich erholen müsse.
— Du wirst schon noch genug Zeit mit ihr verbringen, — sagte Polina Iljinisna zu Vika, während sie das Baby in den Armen wiegte.
— Wenn ihr von uns auszieht, wird alles deine Zeit sein.
Vika widersprach nicht. Einerseits war Polina Iljinisna eine große Hilfe. Vika erholte sich schnell nach der Geburt.
— Polina Iljinisna, ich kann jetzt auch selbst auf Saschka aufpassen, — sagte Vika, als sie die Kleine aus dem Zimmer ihrer Schwiegereltern holen wollte, doch Polina Iljinisna hielt sie zurück.
— Vikusha, meine Liebe, geh lieber zum Supermarkt und hol ein paar Lebensmittel.
Dein Mann und Opa arbeiten bis spät, ich passe auf Saschka auf. Du bist hier ohne Beschäftigung. Nimm meine Karte, ich werde dir eine Liste machen.
Vika war nicht begeistert, doch was blieb ihr anderes übrig? Sie schleppten die Einkäufe nach Hause, als wäre sie ein Lastenträger. Sie wollte sich kurz ausruhen und mit der Tochter spielen.
— Vika, Liebes, — unterbrach sie Polina Iljinisna, — du musst das Abendessen für die Männer vorbereiten. Sie kommen hungrig nach Hause, und hier ist gar nichts!
Warum hast du eigentlich die Lebensmittel gekauft, wenn nicht zum Kochen?
Vika seufzte und ging, um das Abendessen für die ganze Familie zuzubereiten. So ging es weiter:
„Vika, spül das Geschirr, die Männer müssen sich ausruhen“, „Vika, es ist so schmutzig hier, du solltest mal den Boden wischen“, oder „Vika, warum sitzt du noch herum? Die Wäsche wird gleich trocken.
Du musst sie bügeln, solange sie noch feucht ist.“ Und Vika wusch, schrubbte, bügelte, putzte. Sie wurde zu einer kostenlosen und machtlosen Haushaltshilfe.
Als sie versuchte, nicht etwa zu klagen, sondern einfach nur mit Denis zu sprechen, unterbrach er sie sofort:
— Was hast du erwartet? Du lebst hier quasi auf Kosten anderer. Du arbeitest nicht, bringst kein Geld nach Hause, musst keine Miete zahlen. Deine Mutter kümmert sich um die Kleine. Was sollst du hier tun?
Vika blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen.
Als Saschka ein Jahr alt war, entschloss sich Vika, endlich etwas für sich selbst zu tun. Schließlich wollte sie wieder arbeiten. Es war Zeit, sich in Form zu bringen.
— Denis, ich bräuchte ein wenig Geld, — fragte Vika vorsichtig.
— Warum? — Denis runzelte die Stirn. — Du hast doch alles, was du brauchst. Was fehlt dir?
— Ich wollte zum Friseur, meine Haare schneiden lassen. Und auch maniküren lassen. Nach all der Hausarbeit schaue ich mit Entsetzen auf meine Hände. Die Nägel sehen aus wie bei einer Putzfrau.
— Nein, Vikusha. Ich kann dir auch die Haare schneiden. Ich leihe mir die Haarschneidemaschine von einem Kollegen, er schneidet damit den Pudel von ihm… — begann Denis, doch Vika unterbrach ihn.
— Du machst Witze? Willst du mich etwa wie einen Pudel behandeln?
— Du hast nicht zugehört, — sagte Denis schüttelnd den Kopf. — Er schneidet damit alle seine Familienmitglieder. Und weißt du, es funktioniert ziemlich gut. Haare kürzen — was ist daran so schwer?!
— Vielleicht schneidest du mir auch gleich die Nägel? — spottete sie und grinste. — Hat dein Freund etwa auch einen Hundekrallen-Schneider? Warum nicht gleich alles im «Hunde-Service»?
— Vika, was soll das? Ich spare für uns, ich arbeite, damit wir uns eine Wohnung leisten können. Es dauert nicht mehr lange, — sagte Denis beleidigt.
Vika fühlte sich schlecht. Tatsächlich arbeitete er, und sie saß zu Hause.
Doch es war ja für eine eigene Wohnung. Sie dachte sich, dass sie auch noch eine Weile so mit ihren Nägeln und Haaren herumlaufen konnte.
Hauptsache, dann würde ihre eigene Wohnung endlich fertig sein. Lieber Hausfrau in einer kleinen eigenen Wohnung sein, als eine Dienstmagd in einem riesigen Haus.
Und dann kam der Tag, auf den sie gewartet hatte. Denis stürmte ins Haus und rief laut:
— Frau! Hurra! Tanz! Ich habe uns eine Wohnung gekauft!
— Denis, ist das wahr? — Vika starrte ihn an. — Kann es wirklich sein, dass ich jetzt endlich die Herrin in unserem eigenen Zuhause werde?
Und dass ich mich endlich selbst um Saschka kümmern darf?
Ich dachte schon, ich würde niemals dieses Glück erleben!
— Natürlich ist es wahr! Wer macht Scherze bei so etwas? — Denis hielt einen Schlüsselbund in der Hand.
Vika war so voller Freude, dass sie das gesamte Haus ihrer Schwiegereltern ein zweites Mal aufräumte, die Fenster und Spiegel putzte und ein Dessert für das Abendessen zubereitete.
Sie flitzte durch das Haus wie ein Schmetterling
und war bereit, noch in drei anderen Wohnungen zu putzen.
— Frau, bewahre dir deine Energie für unser eigenes Zuhause, — lachte Denis, als er Vikas Eifer sah.
— Ich kann es immer noch nicht glauben! Ich möchte alles putzen, was nur in die Hände kommt, damit wir so schnell wie möglich in unsere Wohnung ziehen können!
— Übrigens, die Wohnung habe ich auf meine Mutter angemeldet, — sagte Denis plötzlich, ohne sie anzusehen.
— Was? — Vika verstand zunächst nicht, was er sagte. — Was hast du gemacht?
— Nun, ich habe die Wohnung auf meine Mutter überschrieben, — wiederholte Denis, nun entschlossener.
— Ich musste mich absichern. Ich habe hart gearbeitet, um uns ein Zuhause zu finanzieren, und du hast keinen einzigen Cent von Elterngeld bekommen.
Was, wenn wir uns scheiden und du auf die Wohnung Anspruch erhebst?
— Denis, hörst du dir eigentlich zu? — Vika starrte ihn fassungslos an. — Wir haben doch gerade erst angefangen zu leben, Saschka wächst, und du redest über Scheidung und Aufteilung?
Denkst du wirklich an sowas? Und dabei war ich die ganze Zeit hier am Arbeiten — als Reinigungskraft, Köchin, Wäscherin,
Lieferantin! Klar, ich bekam kein Geld dafür, aber das bedeutet nicht, dass ich nichts getan habe! Du weißt doch, warum ich kündigen musste!
— Vika, du übertreibst, — wischte Denis ihre Worte beiseite.
Vika war völlig erschüttert. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie in eine solche Situation geraten würde.
Es war so schmerzhaft und ekelhaft zu wissen, dass ihr geliebter Mann so kaltschnäuzig und selbstsüchtig war. So hinterhältig, wie er mit ihr und ihrer Tochter umging!
Vika wartete darauf, dass Denis es bereuen würde oder sagte, dass er nur scherzte, doch das passierte nicht.
— Mama, können wir mit Saschka für eine Weile bei euch wohnen? — fragte Vika schließlich eines Abends und rief ihre Mutter an. — Ich werde dir alles erklären, wenn ich zu dir komme.
Vikas Eltern hatten nichts dagegen. Sie hatten ihre Enkelin ohnehin schon viel zu lange nicht gesehen, besonders wegen der übermäßigen Pflege durch die Schwiegermutter.
Als Denis zu Hause war, packte Vika ihre Sachen, sammelte alles von Saschka, rief ein Taxi und fuhr ohne Abschiedsbrief fort.
Abends riefen ihre Schwiegermutter und Denis sie ständig an, bis sie das Telefon ausschaltete.
Nachdem sie ihren Eltern von Deniss’ Verhalten erzählt hatte, versicherte Vika ihnen, dass sie keine Last sein würde und bald einen Job finden würde.
— Tochter, bist du wirklich sicher, dass du das tust? — fragte Vikas Vater mit einem Stirnrunzeln.
— Wann warst du für uns eine Last? Bleib so lange, wie du möchtest. Wir sind pensioniert, wir können auf die Kleine aufpassen. Wir sind zu zweit, da kommen wir gut zurecht.
Und Saschka ist bald zwei Jahre alt, also kann sie auch in den Kindergarten gehen.
Vika war ihren Eltern sehr dankbar. Während sie sich um ihre Enkelin kümmerten, fand Vika einen neuen Job, der sogar besser war als ihr früherer.
Sie brachte Saschka in einen Kindergarten in der Nähe der Elternwohnung. Aber vor allem reichte sie die Scheidung ein.
Der Richter versuchte, sie zu versöhnen und verschob die Anhörungen zweimal um einen Monat. Denis versuchte ebenfalls, seine Frau und Tochter zurückzugewinnen.
— Vika, sei nicht dumm! Sie ist auch mein Kind! Und wie willst du Saschka alleine großziehen? — Denis war sicher, dass seine Argumente schwerwiegender waren.
— Ich verbiete dir nicht, sie zu sehen, — sagte Vika mit Achselzucken, als sie zusammen mit Denis aus dem Gerichtssaal trat. — Aber zu dir komme ich nicht zurück.
Warum sollte ich mit einem Mann zusammen sein, der über Scheidung und Besitzaufteilung nachdenkt? Nein danke, leb du ruhig in deiner Wohnung. Oder vielmehr — in der Wohnung deiner Mutter.
Es wäre großartig, wenn sie sie verkaufen und sich an den Strand legen würde. Schließlich ist es jetzt ihr Eigentum!