Meine Schwiegermutter, fünfzig Jahre alt, fühlte sich schon immer zu jüngeren Männern hingezogen. Eine Woche nach der Hochzeit verließen sie ihr Zimmer nicht mehr.
Als ich eines Tages plötzlich hineinging, blieb mir vor Schreck der Atem stehen …
Ich habe vor fast drei Jahren geheiratet. Mein Mann ist Einzelkind, daher zogen wir nach der Hochzeit zu seiner Mutter in ein dreistöckiges Haus am Stadtrand.
Meine Schwiegermutter, Rosa, war gerade 50 geworden – ein Alter, in dem man normalerweise Ruhe finden und das Leben mit Kindern und Enkeln genießen sollte.
Doch sie hielt die ganze Familie in ständiger Spannung – wegen ihres kindischen, launischen und exzentrischen Wesens.
Sie legte größten Wert auf ihr Äußeres. Jeden Tag verbrachte sie über eine Stunde damit, sich zu schminken, Masken aufzutragen und ihre Haut zu pflegen.
Sogar wenn sie nur zum Markt an der Ecke ging, musste sie ein Kleid tragen, Parfum auflegen, eine Lockenperücke und hohe Absätze anziehen.
Ich dachte, vielleicht wollte sie, nachdem sie früh verwitwet war, einfach ihr jugendliches Aussehen bewahren, um nicht alt zu wirken.
Doch eines Tages änderte sich alles, als sie verkündete … dass sie wieder heiraten würde.
Der Mann, den sie uns vorstellte, war erst 28 Jahre alt. Er hieß Hugo, war höflich, gutaussehend – aber man sah sofort, dass er keine feste Arbeit hatte.
Mein Mann, Carlos, war strikt dagegen. Doch Rosa wurde wütend und sagte etwas, das uns alle sprachlos machte:
„Ich habe mein ganzes Leben meinem Mann und meinen Kindern gewidmet. Jetzt will ich endlich für mich selbst leben.“
Weniger als zwei Wochen später organisierte sie eine kleine Hochzeit – ohne Feier, ohne viele Gäste, nur ein paar Freundinnen und Verwandte von ihrer Seite.
Carlos war zwar verärgert, stimmte aber widerwillig zu, um keinen Familienstreit zu riskieren.
Ich selbst spürte von dem Tag an ein seltsames Unbehagen, das ich mir nicht erklären konnte.
Nach der Trauung zogen meine Schwiegermutter und „Onkel Hugo“ in ihr Zimmer.
Und dann geschah etwas Merkwürdiges: Eine ganze Woche lang verließen die beiden das Zimmer nicht.
Zu jeder Mahlzeit klopfte ich an die Tür, doch jedes Mal kam nur die gleiche Antwort:
„Stell es einfach hin, mein Kind, ich esse später.“
Langsam begann ich mir ernsthaft Sorgen zu machen.
Zuerst dachte ich, sie schäme sich oder wolle nicht herauskommen, um Gerede zu vermeiden.
Doch am achten Tag, als kaum noch Lebensmittel im Haus waren und ihr Zimmer immer noch verschlossen blieb, beschloss ich, hineinzugehen.
Das, was ich sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
Der Raum war dunkel, die Vorhänge zugezogen, die Luft stickig und abgestanden, als wäre seit Tagen nicht gelüftet worden.
Auf dem Bett lag meine Schwiegermutter bewusstlos – ihr Gesicht war fahl, die Augen eingefallen, die Lippen spröde und trocken.
Und Hugo? Er war verschwunden.

Ich rief nach meinem Mann, und wir brachten sie sofort ins Krankenhaus.
Die Diagnose war erschütternd: völlige Erschöpfung, starke Dehydrierung, körperliche Schwäche.
Der Arzt sah uns ernst an und sagte:
„Sie sollten besser aufpassen. Die Patientin hat seit Tagen weder gegessen noch getrunken – das ist lebensgefährlich.“
Und Hugo? Von ihm keine Spur.
Mein Mann, mit zitternden Händen, nahm das Handy seiner Mutter und sah sich ihre Banküberweisungen an.
Das Sparkonto – fast 800.000 Pesos – war drei Tage nach der Hochzeit komplett leergeräumt.
Auch der gesamte Hochzeitsschmuck, den sie im Safe aufbewahrte, war verschwunden.
Meine Schwiegermutter kam erst zwei Tage später auf der Intensivstation wieder zu sich. Sie sagte kein Wort, starrte nur regungslos an die Decke.
Ihre einst stolzen, selbstbewussten Augen waren leer – erfüllt von Reue und Schmerz.
Ich nahm ihre Hand und fragte leise:
„Warum hast du zugelassen, dass er dir all dein Geld nimmt und dich einfach verlässt?“
Sie presste die Lippen zusammen, und Tränen liefen ihr über die Wangen:
„Ich wusste es … Ich wusste, dass er mich nicht liebte. Aber ich dachte, wenn ich ihn nur genug liebe, wenn ich gut zu ihm bin … dann würde er mich vielleicht nicht so verletzen.“
Ich war sprachlos. Niemand machte ihr Vorwürfe – aber den Schmerz konnte ihr niemand abnehmen.
Seit diesem Tag ist sie wie ausgewechselt.
Sie schminkt sich nicht mehr, macht keine Selfies mehr, hört keine Liebeslieder mehr.
Sie ist stiller geworden, nachdenklicher, und verbringt viel Zeit mit ihrem Enkel.
Einmal sah ich, wie sie sich heimlich die Tränen abwischte, als der Junge sagte:
„Oma, erzähl mir eine Geschichte.“
Die Geschichte meiner Schwiegermutter ist eine bittere Erinnerung daran, dass Liebe kein Alter kennt – aber wenn man sie der falschen Person schenkt, bezahlt man manchmal mit seiner Würde, seiner Gesundheit
und den Jahren des Lebens, die man in Reue verbringt.







