Du hast dir ein schönes Haus gekauft, wann kann ich einziehen? — Fragte die Mutter.

Unterhaltung

Lera kämpfte mit den Tränen, als der schmerzliche Moment wie ein Schatten in ihren Gedanken auftauchte. Ihr Mann Vadim, der einst der fürsorgliche, charmante Mann war, in den sie sich unsterblich verliebt hatte,

war längst nur noch ein Fremder geworden. Er war hart, abweisend, fordernd, schrie sie oft an, erniedrigte sie, und drohte ihr mit seinem Zorn, wenn etwas nicht nach seinen Regeln lief. Doch ihre Mutter, als ob sie all das nicht wahrnahm,

wiederholte unermüdlich dieselben Worte. „Mama, du hast doch gesehen, was er mir antut… Du weißt, wie er mit mir umgeht, wie er Katja ansieht, als ob sie nichts wert wäre“, versuchte Lera verzweifelt, zu ihrer Mutter durchzudringen,

hoffte, dass sie endlich ihre Sorgen verstehen würde. Doch die Antwort kam nur in einem bitteren, spöttischen Ton: „Lera, alle Männer sind so. Was denkst du, dein Vater war ein Heiliger? Du hast keine Ahnung, was ich für ihn ertragen habe!

Aber ich bin geblieben – für die Familie, für dich. Und du musst auch an mehr denken als nur an dich. Sei stark, enttäusch uns nicht!“ „Bleiben für die Familie…“ Diese Worte, wie ein unheilvolles Mantra, verfolgten Lera noch Jahre später.

Damals spürte sie das schmerzliche Abwenden ihrer Mutter, als ob ihre eigenen Wünsche, ihre Hoffnungen und Ängste bedeutungslos wären. In den Augen ihrer Mutter war sie immer nur das Kind, das man kontrollieren und beschuldigen konnte, wenn es sich gegen ihre Erwartungen stellte.

Nach unzähligen schmerzhaften Überlegungen und dem Wogen der Selbstvorwürfe traf Lera endlich die Entscheidung. Sie packte ihre Sachen, schnappte sich Katja und zog in eine kleine, bescheidene Wohnung.

Ein Neustart, ein Neuanfang, der so dringend nötig war. Die Scheidung war ein Alptraum, und Vadim ließ keine Gelegenheit aus, sie zu beleidigen, zu schikanieren. Doch die Unterstützung, auf die Lera gehofft hatte, kam nie.

Ihre Mutter reagierte wie ein unüberwindbarer Felsen, als wäre sie das größte Vergehen begangen. Die Kluft zwischen ihnen wuchs immer weiter. Lera schwor sich, nie wieder zuzulassen, dass jemand ihr Leben diktierte.

Sie hatte viel zu lange gezögert, ihre eigenen Wünsche zu leben, aber jetzt, jetzt hatte sie den Mut, für sich und Katja zu kämpfen. Sie wollte einen Ort, der nur ihnen gehörte, an dem sie endlich Frieden und Glück finden konnten.

Mit harter Arbeit in einer Grafikdesign-Firma begann Lera, für ein eigenes Zuhause zu sparen. Es war ein hartes Jahr, in dem sie und Katja in einer winzigen Einzimmerwohnung hausten. Die Wände waren brüchig,

die Fenster durchzogen von kalter Luft, doch Lera konnte sich immer wieder kleine Freuden schaffen. Neue Decken, bunte Vorhänge, ein paar bunte Kissen – sie verwandelte den tristen Raum in ein kleines, gemütliches Heim.

Doch der Gedanke, dass alles „vorübergehend“ war, nagte an ihr. Sie träumte von einem eigenen Haus, von einem Zuhause, das nie wieder wechseln musste.

Zwei Jahre nach der Scheidung war es endlich so weit. Lera konnte den ersten Betrag für ihr eigenes kleines Haus an den Stadtrand zahlen. Kein Palast, aber es war ihr Heim, ihr Ort der Freiheit. Der Garten, umsäumt von duftendem Jasmin,

die sonnendurchflutete Küche und die beiden hellen Zimmer – es war der Beginn eines neuen Lebens. Katja lief fröhlich durch das Haus, ihre Augen glänzten vor Freude. „Mama, bekomme ich mein eigenes Zimmer? Wirklich?“ rief sie, ihre Stimme voller Staunen.

Lera kniete sich nieder, zog Katja in eine Umarmung und flüsterte: „Ja, mein Schatz. Dein eigenes Zimmer, nur für dich.“ Der Umbau wurde zu Leras Lebensprojekt. Das Haus war alt, die Wände bröckelten, die Decke zeigte Risse,

der Boden war von Jahren der Vernachlässigung gezeichnet. Doch Lera ließ sich nicht entmutigen. Sie nahm einen Kredit auf, verzichtete auf Urlaubsreisen und stürzte sich mit voller Hingabe in die Arbeit. Abends, wenn Katja ins Bett ging,

begann Lera, das Haus zu renovieren. Sie strich Wände, füllte Risse und setzte das Haus Stück für Stück in einen neuen Zustand. Es war harte Arbeit, aber sie konnte es kaum erwarten, Katja bald in ihrer eigenen kleinen Märchenwelt spielen zu sehen.

Eines Abends, nach einer besonders anstrengenden Renovierung, nahm Lera ihr Handy und rief ihren Cousin Sergej an. Sie hatten sich lange nicht mehr gesprochen, aber Sergej war immer jemand gewesen, bei dem sie sich verstanden fühlte.

„Sergej, du wirst es nicht glauben“, sagte sie lachend, als er abnahm. „Ich bin jetzt offiziell Hausbesitzerin!“ „Wirklich?“, rief Sergej voller Begeisterung. „Lera, das ist fantastisch! Ich freue mich so für dich. Du hast es wirklich durchgezogen. Wie sieht das Haus aus?“

„Ich bin gerade mitten in den Renovierungen“, antwortete sie. „Na, du weißt ja, dass ich vorbeikommen muss, wenn es fertig ist, oder?“ Sergej lachte, und Lera konnte sich seine vertraute, ermutigende Miene vorstellen.

„Natürlich! Ich freue mich darauf“, sagte Lera mit einem Lächeln, das von innen heraus strahlte. In den folgenden Wochen war Lera völlig in ihre Arbeit vertieft. Katjas Zimmer verwandelte sich in ein wahres Märchenland: rosa Vorhänge,

ein kleines Bett mit flauschigen Kissen, ein Regal voller Bücher für die Tochter. In der Diele hing nun das Bild, das sie sich schon immer gewünscht hatte, als sie noch mit Vadim zusammenlebte. Doch eines Abends klingelte das Telefon.

Lera starrte auf das Display und blinzelte, als sie den Namen ihrer Mutter las. Ein merkwürdiges Gefühl überkam sie. „Hallo, Mama?“, fragte sie, unsicher, was sie erwarten sollte. „Lera, du hättest mir wenigstens sagen können,

dass du ein Haus gekauft hast“, sagte ihre Mutter schroff, und der Unmut war deutlich zu spüren. Lera starrte auf das Telefon. Wie hatte ihre Mutter davon erfahren? Sie hatte niemandem davon erzählt – nur Sergej.

„Woher weißt du das?“ „Sergej hat es mir erzählt. Wie hätte ich es auch anders erfahren sollen?“, antwortete ihre Mutter, und der Ton war scharf wie ein Messer. „Ich hätte nie gedacht, dass du mir so etwas hinter dem Rücken antust.

Gut, dass es noch Verwandte gibt, die sich an ihre Familie erinnern.“ „Mama, ich wollte einfach nur neu anfangen“, versuchte Lera ruhig zu erklären. „Neu anfangen? Und ich bin also nicht Teil deines ‚Neuanfangs‘?“, schnitt ihre Mutter sie bitter ab.

Lera fühlte, wie ein schwerer Kloß in ihrem Hals wuchs. Sie wusste, was sie tun musste, auch wenn es das Ende ihrer Beziehung zu ihrer Mutter bedeuten würde. „Mama, ich möchte nicht, dass du bei mir einziehst“, sagte sie entschlossen. „Wir kommen alleine zurecht.“

Ein tiefes Seufzen war am anderen Ende zu hören. „Das ist also deine Entscheidung? Gut. Du wirst es bereuen. Das ist es, was Kinder tun. Man gibt ihnen alles, und sie werfen einen einfach fort.“

Dann legte ihre Mutter auf. Lera blieb noch lange mit dem Hörer in der Hand stehen, der Zorn, die Erleichterung und die Wut vermischten sich in ihr. Doch in ihrem Inneren wusste sie, dass sie das Richtige getan hatte.

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