Eine Frau öffnete meine Wohnung mit einem Schlüssel und behauptete mein Mann hätte sie eingeladen – doch als sie ihn sah fragte sie: „Wer ist das?“

Unterhaltung

Nach zwei erschöpfenden Monaten an der Seite meines kranken Vaters, in ständiger Sorge und ohne eine einzige erholsame Nacht, kehrte ich endlich nach Hause zurück – nur um zu hören, wie meine eigene Haustür aufgeschlossen wurde.

Eine junge Frau trat mit einer Selbstverständlichkeit ein, als gehöre ihr dieser Ort. Als ich sie fassungslos fragte, wer sie sei, bekam ich eine Antwort, die mir einen eisigen Schauer über den Rücken jagte:

„Michael hat mir den Schlüssel gegeben.“ Die letzten acht Wochen hatte ich fast ausschließlich im Krankenhaus verbracht, während meine Mutter sich aufopferungsvoll um meinen Vater kümmerte. Ich hatte ihr beigestanden,

hatte endlose Stunden in einem viel zu unbequemen Stuhl an seinem Bett verbracht und dabei zugesehen, wie die Maschinen seinen schwachen Körper am Leben hielten. Der gleichmäßige Piepton der Monitore hatte sich in mein Bewusstsein eingebrannt,

eine ständige Mahnung daran, wie zerbrechlich das Leben sein konnte. Als meine Mutter mich schließlich förmlich hinausdrängte – „Du bist niemandem eine Hilfe, wenn du dich selbst ins Krankenhaus manövrierst!“

– hatte ich mich widerwillig auf den Heimweg gemacht. Ich hatte das erste verfügbare Flugticket gebucht und war erschöpft, aber erleichtert in meiner Stadt gelandet. Alles, was ich wollte, war meine eigene Wohnung, mein eigenes Bett.

Doch schon als ich die Tür öffnete, spürte ich, dass etwas nicht stimmte. Ein fremder Duft hing in der Luft. Ein süßlicher, blumiger Geruch, der nicht zu meinem Zuhause passte – nicht zu meinen gewohnten Düften aus Lavendel-Weichspüler

und Vanille-Raumduft. Ich schob es auf meine übermüdeten Sinne oder darauf, dass ich mich an den klinischen Geruch des Krankenhauses zu sehr gewöhnt hatte. Michael, mein Ehemann, begrüßte mich mit einer innigen Umarmung und tausend Fragen zu meinem Vater.

„Ich erzähle dir alles, aber zuerst brauche ich eine Dusche“, murmelte ich. Als ich ins Badezimmer trat, traf mich dieser fremde Geruch mit voller Wucht. Intensiv, fast aufdringlich. Ich runzelte die Stirn, nahm mir vor,

Michael später danach zu fragen, und stellte das Wasser an. Das heiße Wasser spülte die Krankenhausluft von meiner Haut, löste die Verspannungen meiner müden Muskeln und ließ mich für einen Moment die letzten Monate vergessen.

Als ich mich schließlich in meinen kuscheligen Bademantel wickelte und aus dem Badezimmer trat, war mein einziger Gedanke eine dampfende Tasse Kaffee. Doch dann hörte ich das unverkennbare Klicken eines Schlüssels im Türschloss.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Michael war doch in der Küche – also wer zur Hölle kam da gerade in unsere Wohnung? Adrenalin schoss durch meinen Körper. Hastig griff ich nach dem nächstbesten Gegenstand,

den ich als Waffe benutzen konnte – einer geschnitzten Holzfigur, die auf der Kommode stand. Nicht gerade ideal zur Selbstverteidigung, aber besser als nichts. Ich drehte mich zur Tür, bereit, mich dem Eindringling zu stellen.

Dann kam sie herein. Eine junge Frau, makellos gestylt, mit perfekt geformten Locken, als wäre sie gerade einem Hochglanzmagazin entsprungen. Ihre Designerhandtasche schimmerte im Licht des Flurs und sah teurer aus als mein gesamter Kleiderschrank.

Doch was mich am meisten erschreckte, war ihr Auftreten – sie betrat mein Zuhause mit der Gelassenheit und Selbstverständlichkeit einer Person, die hierhergehörte. Als ihre Augen auf mich fielen, erstarrte sie.

Die anfängliche Verwirrung in ihrem Gesicht verwandelte sich blitzschnell in Skepsis. Ihre makellosen Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wer sind SIE?“ Ihre Stimme war scharf wie eine Glasscherbe.

Ich umklammerte meinen Bademantel, plötzlich überdeutlich bewusst, dass ich kaum bekleidet war, während diese Frau aussah, als wäre sie auf dem Weg zu einem VIP-Event. „Wie bitte? Ich LEBE hier. Wer sind SIE?“

Sie musterte mich mit einer Mischung aus Unglauben und Abschätzung. „Ich habe Sie hier noch nie gesehen.“ „Ich war zwei Monate weg“, erwiderte ich mit bebender Stimme. Mein Griff um die Holzfigur lockerte sich

– plötzlich kam mir meine Waffe mehr als lächerlich vor. „Wer hat Ihnen den Schlüssel zu MEINER Wohnung gegeben?“ „Michael“, sagte sie ohne zu zögern. „Er meinte, ich könne jederzeit vorbeikommen. Ich solle mich wie zu Hause fühlen.“

Sie machte eine vage Geste, als würde sie mir meine eigene Wohnung präsentieren. Mir wurde eiskalt. Michael. Mein Mann. Der Mann, den ich so sehr vermisst hatte,

dem ich mein Herz anvertraut hatte, den ich vor den skeptischen Blicken meiner Mutter stets verteidigt hatte. Der gleiche Mann, der mich in zwei Monaten Krankenhauszeit nur zweimal besucht hatte – mit stets neuen Ausreden über Arbeit und Deadlines.

Ich atmete scharf ein. „Nun, da ich – SEINE EHEFRAU – wieder zurück bin, wird das wohl nicht mehr gehen.“ Die Frau blinzelte. Ihr glänzender Lipgloss schimmerte, als sie die Lippen öffnete. „Ehefrau? Er hat mir gesagt, er sei Single… Also gut. Dann gehe ich wohl besser.“

Sie drehte sich Richtung Tür, eine Spur ihres teuren Parfums in der Luft hinterlassend. Und plötzlich machte es Klick. Dieser süße, blumige Geruch. Es war ihr Parfum. Die ganze Zeit. Sie war hier gewesen. In meinem Zuhause.

In meinem Badezimmer. Während ich Nächte im Krankenhaus durchwachte, hatte sie hier gelebt, sich hier bewegt, sich wohlgefühlt. Wut stieg in mir auf. „Nein, warten Sie!“ Meine Stimme klang fester, entschlossener, als ich erwartet hatte. „Kommen Sie mit.“

Wir bogen um die Ecke zur Küche. Da saß Michael. Seelenruhig am Tisch, eine dampfende Tasse Kaffee in der Hand, sein Handy in der anderen. Als wäre es ein Morgen wie jeder andere. Die Frau runzelte die Stirn.

Ihr zuvor so selbstsicheres Auftreten bekam Risse. „Wer ist DAS?“ Michael sah auf, ein Lächeln auf den Lippen. „Oh, Gäste am Morgen! Hallo! Ich bin Michael. Und Sie sind—?“ Er legte sein Handy zur Seite und musterte uns mit ehrlichem Interesse.

Ich hätte ihn auf der Stelle mit seiner Krawatte erwürgen können. „Eine Frau, die gerade mit einem Schlüssel unsere Tür geöffnet hat“, sagte ich eisig und beobachtete sein Gesicht genau. Seine Stirn legte sich in Falten.

Die Kaffeetasse verharrte auf halbem Weg zu seinem Mund. „Warte – WAS?“ Die Frau runzelte die Stirn. „Das ist nicht mein Michael. Mein Michael hat mir den Schlüssel gegeben. Ich habe ihn hier besucht…

Ich kann es beweisen! Ich habe meine Parfumflasche im Bad fallen lassen, dabei ist eine Fliese gesplittert.“ „Das ist der Geruch…“, murmelte ich. Michael und ich tauschten einen Blick. „Zeigen Sie uns ein Bild von Ihrem ‘Michael’“, forderte ich.

Zögernd zückte sie ihr Handy, wischte durch die Galerie und hielt uns dann das Display hin. Mein Kiefer klappte herunter. „JASON?!“ Ich wirbelte zu Michael herum. „Dein 24-jähriger, nichtsnutziger kleiner Bruder?“

Der, der sich ständig Geld lieh und nie zurückzahlte? Michael stöhnte und rieb sich die Schläfen. „Ja… Ich habe ihm den Schlüssel gegeben, als ich auf Geschäftsreise war. Ich dachte, er hätte sich endlich gebessert…“

Ich ließ die Holzfigur sinken. „Dann wird es Zeit, ihm eine Lektion zu erteilen“, knurrte ich und griff nach meinem Handy. „Jason?“ Meine Stimme war eiskalt. „Ich weiß alles. Und ich habe einen Einbruch bei der Polizei gemeldet… Rate mal, welchen Namen ich angegeben habe?“

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