Ich heiratete meinen Schul-Lehrer, und das, was in unserer ersten Nacht geschah, erschütterte mich bis ins Mark.

Unterhaltung

Ich drehte mich um, und da stand er. Doch nun war er nicht mehr der „Lehrer Viktor“, der mit strengem Blick und pädagogischem Elan durch die Klassenzimmer schritt. Nein, er war einfach nur Viktor. Der Mann,

der mir in den vergangenen Jahren immer wieder in meinen Gedanken begegnet war. Doch jetzt war er real – und plötzlich war alles anders. „Herr… äh, Viktor?“ stammelte ich, mein Herz raste, als ich spürte, wie die Wärme in meine Wangen schoss.

Er sah mich an und lächelte – ein Lächeln, das wie ein Sonnenstrahl den Raum erhellte, doch dieses Lächeln hatte nun eine andere Qualität. Es war nicht mehr das Lächeln des Lehrers, der freundlich, aber distanziert war.

Nein, es war das Lächeln eines Mannes, der sich selbst gefunden hatte. „Du musst mich nicht mehr ‚Herr Lehrer‘ nennen“, sagte er mit einem Augenzwinkern. „Nur noch Viktor.“ Ich konnte kaum glauben, wie selbstverständlich diese

Worte aus seinem Mund kamen. Das Gefühl der Vertrautheit war sofort wieder da. Wir begannen, über die alten Zeiten zu plaudern – über die Klassenreisen, die langen Diskussionen über Literatur und Geschichte, die wir immer führten.

Doch je mehr wir sprachen, desto mehr spürte ich, wie er sich verändert hatte. Nicht nur äußerlich. Der Mann vor mir war jetzt jemand, der sich selbst gefunden hatte. Er war so viel mehr als nur der Lehrer, der mich damals so inspiriert hatte.

„Gibst du immer noch Unterricht?“ fragte ich, neugierig und fasziniert. Ich hatte ihn so lange nicht mehr gesehen. „Ja“, antwortete er mit einem leichten Lächeln, „jetzt unterrichte ich Englisch, nicht mehr Geschichte.“

„Oh, vielleicht bist du ja immer noch ein bisschen in die Geschichte verliebt?“ fragte ich, während ich an das Fach dachte, das uns beide so viele Jahre lang miteinander verbunden hatte. „Es stellte sich heraus,

dass ich mehr über Shakespeare weiß als über den amerikanischen Bürgerkrieg“, lachte er, und der Klang seines Lachens ließ mein Herz einen Moment schneller schlagen. Es war warm und voller Leben.

Und dann – es war mehr als nur die Tatsache, dass er sich verändert hatte. Es war die Art und Weise, wie er sich verändert hatte, die mich tief berührte. Der junge Mann, der einst vor der Klasse stand, war jetzt ein Mann,

der sich in seiner Haut vollkommen wohlfühlte, der mit sich selbst im Reinen war. Es war, als ob er eine neue Dimension seiner selbst entdeckt hatte, und diese Veränderung war nicht nur äußerlich – sie war in jedem Wort, jedem Lächeln, jeder Geste zu spüren.

In den kommenden Wochen trafen wir uns immer häufiger. Zuerst nur zu Kaffee, dann zu Abendessen, die immer länger dauerten. Und irgendwann, beim dritten Abendessen in einem kleinen, gemütlichen Bistro mit Kerzenlicht und

dem Duft von frischem Brot in der Luft, wurde mir klar: Ich verliebte mich. Und zwar heftig. Es war nicht nur das Aussehen, nicht nur die Gespräche, sondern die Art, wie er mich ansah, wie er mir zuhörte, wie er in jeder meiner Worte einen

Funken Entschlossenheit und Leidenschaft entdeckte, den ich oft selbst nicht bemerkt hatte. Der Altersunterschied – sieben Jahre – schien in diesem Moment völlig irrelevant. Was zählte, war, wie er mich sah, wie er mich unterstützte.

„Du hast immer das Gesamtbild gesehen“, sagte er einmal zu mir, als wir über meine Zukunft sprachen. „Ich weiß, dass du Großartiges erreichen wirst.“ Diese Worte klangen nicht nur wie leere Versprechungen – sie waren tief aus seinem Inneren gekommen.

Und sie gaben mir den Mut, Dinge zu tun, die ich mich lange nicht getraut hatte. Ein Jahr später, an einem warmen Sommerabend, als Lichterketten über uns funkelten und der Duft von Blumen in der Luft lag, hielt ich einen Ring in

der Hand und steckte ihn ihm an den Finger. „Ja“, flüsterte ich, während ich den Ring in Position brachte, „ich will. Für immer.“ Es war nicht die Zukunft, die ich mir damals als Teenagerin ausgemalt hatte, aber sie war perfekt.

Es war die Zukunft, die wir uns gemeinsam gebaut hatten, die uns selbst überrascht hatte. Nach der Hochzeit, als wir zusammen in der Stille des frisch dekorierten Wohnzimmers saßen, hielt Viktor ein kleines, abgenutztes Notizbuch in der Hand.

„Ich dachte, du würdest das mögen“, sagte er, seine Stimme leicht zögerlich, als er es mir reichte. Ich öffnete das Buch und erstarrte. Es war mein altes Tagebuch aus der Zeit in seiner Klasse, das voll war mit jugendlichen Träumen – Träumen von Reisen,

von einem eigenen Café, von Ideen, die mich damals zu beflügeln schienen, aber die im Laufe der Jahre immer mehr in den Hintergrund gerückt waren. „Du hast das aufbewahrt?“ fragte ich, überwältigt von der Entdeckung.

„Ich fand es, als ich versetzt wurde“, erklärte er. „Ich konnte es nicht wegwerfen. Es war zu wertvoll. Es war ein Teil von dir.“ Ich blätterte durch die Seiten, jede Zeile ein Stück meiner Jugend, jedes Wort ein Abbild meiner Träume und Hoffnungen.

„Aber das sind doch nur Fantasien eines Teenagers“, sagte ich leise. „Nein“, sagte Viktor bestimmt. „Das ist der Plan für deine Zukunft. Du musstest es nur wieder sehen.“ Mit ihm an meiner Seite fand ich den Mut, meine Träume wieder zu verfolgen.

Ich kündigte meinen Job und eröffnete das Café, das ich immer gewollt hatte. Viktor war immer da – er war nicht nur mein Partner, sondern auch mein unerschütterlicher Unterstützer. Am Tag der Eröffnung, als der Duft von frisch gemahlenem Kaffee

und den Seiten neuer Bücher durch den Raum zog, wusste ich: Dies war mehr als nur ein Geschäft. Es war ein Ort, an dem die Vergangenheit und die Zukunft miteinander verschmolzen. Es war unsere Geschichte, die nun endlich lebendig wurde.

Jetzt, viele Jahre später, sitze ich hinter dem Tresen, sehe zu, wie Viktor unserem kleinen Jungen dabei hilft, Stifte aufzuheben, die er fallen ließ. Viktor hebt den Blick, trifft meinen Blick und lächelt. „Was für ein Blick?“ fragt er,

und sein Lächeln ist genauso verführerisch wie damals. „Ich denke nur nach“, sage ich, mein Herz ist so voll, dass ich es kaum in Worte fassen kann. „Ich habe wirklich den richtigen Lehrer geheiratet.“ Er grinst. „Es hat wohl eine Weile gedauert, bis du das erkannt hast.“

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