Meine Mutter verbot mir, meinen Vater zu sehen, aber alles änderte sich, als sie mich anrief.

Unterhaltung

Verlorene Zeit, gewonnene Liebe. Ich war zwei Jahre alt, als meine Eltern sich trennten. Doch es war nicht einfach eine Scheidung – es war ein Sturm, der alles mit sich riss. Meine Mutter, voller Bitterkeit, tat alles, um meinen Vater aus meinem Leben zu verbannen.

Ihre letzten Worte an ihn, bevor er mich mitnahm, brannten sich tief in meine Seele, obwohl ich sie damals kaum verstand: „Ich will dich nie wiedersehen!“ Jahre vergingen, und ich merkte immer deutlicher, dass meine Mutter nicht nur meinen Vater aus ihrem Leben,

sondern auch aus meinem tilgen wollte. Als ich zehn Jahre alt war, war der Schmerz nicht mehr zu ignorieren. Ich stand vor ihr, die Hände zu Fäusten geballt, die Augen voller Tränen. „Bitte, Mama! Ich will Papa sehen! Nur einmal!“

Doch ihr Blick blieb hart. „Er hat kein Interesse an dir. Er hat seine neue Familie.“ Ich wollte es nicht glauben. Ich konnte es nicht glauben. In unseren seltenen, heimlichen Telefonaten hörte ich etwas anderes in Papas Stimme – ein sanftes,

sehnsüchtiges Zittern, das mir sagte, dass er mich liebte. Doch gegen die Mauern, die meine Mutter zwischen uns errichtet hatte, kam ich nicht an. Als ich älter wurde, verschärfte sich die Kontrolle meiner Mutter. Der Höhepunkt kam in meiner Jugend.

Ich hatte genug, wollte endlich auf eigene Faust zu meinem Vater. Doch kaum hatte ich den Plan geschmiedet, rief sie die Polizei. Die Sirenen heulten, bevor ich überhaupt vor seiner Haustür stehen konnte.

Sie schrie, dass er mich „entführen“ wollte – eine Lüge, so kalt und grausam, dass sie mir die Luft abschnürte. Mit siebzehn hatte ich nichts als Wut übrig. Ich sprach kaum noch mit ihr. Mit achtzehn packte ich meine Sachen und verließ ihr Haus für immer.

Doch das bedeutete nicht, dass ich meinem Vater näherkam. Er hatte inzwischen seine Zwillinge, eine neue Welt, in die ich nicht passte. Unsere Treffen waren selten, unsere Gespräche kurz. Die Distanz zwischen uns fühlte sich unüberwindbar an.

Ich begann zu glauben, dass meine Mutter gewonnen hatte. Sie hatte es geschafft. Sie hatte mich ihm genommen. Dann kam der Anruf. Ich war neunundzwanzig, mitten in der Arbeit, als mein Handy vibrierte. Papas Name leuchtete auf dem Display auf.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich nahm ab. „Es ist dringend“, sagte er. Dann schickte er mir eine Adresse. Ich öffnete den Link. Mein Stirnrunzeln vertiefte sich. Ein… Freizeitpark? Verwirrt, aber neugierig fuhr ich hin. Und da stand er, am Eingang,

mit einem Lächeln, das gleichzeitig nervös und hoffnungsvoll war. „Weißt du, was wirklich dringend ist?“ sagte er, während er mir ein Ticket in die Hand drückte. „Die Zeit, die wir verloren haben. Die müssen wir sofort aufholen.“

Ich wollte protestieren. Wollte sagen, dass es zu spät war. Aber dann nahm er meine Hand – fest, warm, vertraut – und zog mich mit sich. Und plötzlich war ich wieder ein Kind. Wir fuhren Achterbahnen, bis mir schwindelig wurde.

Wir aßen Zuckerwatte, bis meine Finger klebrig waren. Wir lachten so laut, dass die Leute sich nach uns umdrehten. Und zum ersten Mal, zum allerersten Mal in meinem Leben, hatte ich das Gefühl, dass ich meinen Vater wirklich kannte.

Als die Sonne langsam unterging, saßen wir auf einer Bank und schauten den funkelnden Lichtern des Parks zu. Dann sprach er aus, was ich all die Jahre gefühlt hatte. „Deine Mutter hat viele Fehler gemacht“, sagte er leise.

„Aber lass mich dir etwas sagen: Das Leben ist zu kurz für Hass. Vergib ihr. Nicht für sie. Für dich.“ Seine Worte ließen mich nicht los. Noch am selben Abend rief ich meine Mutter an. Ich erzählte ihr alles. Die Achterbahnen. Das Lachen.

Das unaufhaltsame Gefühl, dass ich endlich meinen Vater zurückhatte. Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. Dann hörte ich es – ein ersticktes Schluchzen. „Es tut mir leid“, flüsterte sie. Diesmal wirklich.

Und plötzlich öffnete sich eine Tür, die so lange verschlossen war. Von da an änderte sich alles. Ich baute eine Beziehung zu meinem Vater auf, wie ich sie nie für möglich gehalten hätte. Ich spielte mit meinen Halbgeschwistern,

rannte lachend durch den Garten, fühlte mich zum ersten Mal wie ein Teil einer Familie. Die verlorenen Jahre konnte ich nicht zurückholen. Aber ich konnte neue Erinnerungen schaffen. Und das war das Wertvollste von allem.

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