Vasili, ein einfacher Mann, fährt täglich mit seinem riesigen Lkw über weite Strecken, um seine Familie zu versorgen. Die Endlosigkeit der Straßen und die Ungewissheit seiner langen Abwesenheiten belasten ihn,
vor allem, weil seine Tochter Nina zu Hause ist und mit gesundheitlichen Problemen kämpft. Ihre chronischen Krankheiten und die teuren Medikamente lassen ihn nachts oft nicht schlafen. Und obwohl er weiß,
dass sie bei ihrer Großmutter gut aufgehoben ist, kann er den ständigen Schmerz und die Sorgen nicht ablegen.
Die Familie hatte nach dem mysteriösen Verschwinden von Olgas, seiner Frau, eine tiefe Wunde erlitten. Vor über einem Jahr war Olga plötzlich und ohne Vorwarnung verschwunden. Vasili wusste nicht, was passiert war.
An diesem Tag war sie fort, ohne ihren Pass mitzunehmen, während Nina in der Schule war und er in der Garage arbeitete. Niemand hatte einen Hinweis darauf, wo sie hingegangen war. Die Polizei hatte keine neuen Informationen, und die Vermisstenanzeige blieb ohne Fortschritt.
In den Monaten nach Olgas Verschwinden hatte sich Nina stark verändert. Sie war nicht mehr das fröhliche Mädchen, das sie einmal gewesen war. Die Sorgen und das Fehlen ihrer Mutter ließen sie in sich gekehrt werden,
und ihre Gesundheit verschlechterte sich zunehmend. Vasili versuchte alles, um sie zu trösten, aber die Wunden, die Olgas Verschwinden hinterlassen hatte, waren zu tief.
Vasili wusste, dass er arbeiten musste, um genug Geld zu verdienen, aber er fragte sich, ob es das alles wert war. Jeden Tag dachte er an Olga, an ihre plötzliche Veränderung vor ihrem Verschwinden – das plötzliche Abnehmen,
das häufige Telefonieren und das ständige Ausweichen von Fragen. Doch er hatte nie konkret nachgefragt, wer auf der anderen Seite des Telefons war. Vielleicht hätte er, hätte er das tun sollen? Sollte er nicht ein besseres Gefühl für die Situation bekommen haben?
Doch dann gab es die Worte seiner Mutter. Sie hatte Olga immer missbilligt, ihr ständig vorgeworfen, dass sie aus einer kranken Familie stammte und dass sie Nina „verderben“ würde. Vasili hatte sich nie wirklich damit auseinandergesetzt,
was seine Mutter sagte, doch jetzt, nach Olgas Verschwinden, fühlte er sich von der Schuld seiner Mutter erdrückt. „Hättest du mehr auf sie gehört?“, fragte er sich immer wieder.
Und als die ersten Berichte von Olgas plötzlichem Abgang die Runde machten, ließ ihn das Gefühl der Ohnmacht nicht mehr los.
Doch nun war er wieder unterwegs, auf der gewohnten Strecke, immer in Gedanken an Nina, die zu Hause wartete. Er wusste, dass sie ihre Oma nicht mochte, aber sie konnte nichts anderes tun. Auf der Fahrt stoppt er in einem kleinen Dorf,
um frische Waren zu kaufen, etwas für Nina. In diesem Moment entdeckt er auf dem Hals einer alten Frau einen Anhänger – einen Anhänger, den Olga kurz vor ihrem Verschwinden getragen hatte. Er fühlt sich wie in einem
Albtraum und erinnert sich an den Tag, als Olga den Anhänger bei einem Juwelier hatte gravieren lassen, um ihre Verbundenheit zu feiern. Die Buchstaben „O“, „V“ und „N“ standen darauf – ihre Initialen.
Vasili verfolgt die Frau und entdeckt, dass sie Olga vor einem Jahr aufgenommen hatte, als diese völlig erschöpft und verzweifelt vor ihrer Tür stand. Die Frau erzählt ihm, dass Olga eine unheilbare Krankheit hatte und sich entschloss,
nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern auch, um ihrer Familie nicht zur Last zu fallen, von ihnen zu verschwinden. Sie wollte sich selbst von der Last der Krankheit befreien, ohne dass Nina und Vasili ihre Qualen miterleben mussten.
Vasili ist erschüttert. Die Frau erzählt ihm, dass Olga Angst hatte, dass ihre Krankheit die Familie zerstören könnte, wenn sie sich weiterhin zu sehr auf sie stützen würden. Olga hatte sich dazu entschieden, zu verschwinden, ohne ein Wort zu sagen.
Sie wollte nicht, dass Nina sich von ihrer Krankheit beeinflussen ließ, und wollte die Familie nicht belasten. Doch die Wahrheit, die jetzt ans Licht kommt, lässt Vasili noch tiefer in Verzweiflung stürzen.
Als er schließlich Olga in einem kleinen Cottage wiederfindet, ist sie schwach und blass, doch sie lebt. Sie ist überrascht, ihn zu sehen, und für einen Moment weiß sie nicht, wie sie sich verhalten soll.
Sie hat sich selbst verloren und gedacht, dass ihre Familie ihr besser ohne sie auskommen würde. Doch als sie Vasili sieht, bricht sie in Tränen aus. Sie hatte immer geglaubt, dass ihr Verschwinden die richtige Entscheidung war,
doch die Liebe und Verzweiflung in Vasili’s Augen beweisen ihr das Gegenteil. In einem Moment der Erkenntnis erkennt Olga, dass sie nie eine Last für ihre Familie gewesen wäre. Sie ist nicht alleine – sie ist von Liebe und Fürsorge umgeben,
und nun, mit Vasili an ihrer Seite, hat sie eine zweite Chance, nicht nur für sich selbst, sondern auch für Nina. Aber diese Erkenntnis kommt zu spät, und sie weiß, dass ihre Krankheit sie bald einholen wird.
Die Geschichte endet mit einem Gefühl der Bitterkeit, einer schmerzlichen Erkenntnis über das Leben und die Familie. Vasili hat sich selbst verloren, indem er glaubte, dass er Nina und Olga allein lassen musste, um sie zu schützen.
Aber die wahre Bedeutung der Familie – die Liebe und das Verständnis füreinander – wird erst jetzt vollständig erkannt.