Anne saß in ihrem ruhigen Hotelzimmer, das Licht gedämpft und die Luft von einer nervösen Anspannung durchzogen. In ihrem Schoß lag ein geöffneter Brief, den sie von ihrer verstorbenen Mutter, Diane, erhalten hatte.
Diane hatte für jeden bedeutenden Moment in Annes Leben Briefe geschrieben – für ihren Schulabschluss, für ihre Hochzeit, sogar für die Geburt eines künftigen Kindes. Doch heute, an ihrem Hochzeitstag, war dieser Brief besonders bedeutungsvoll.
Während Anne die vertrauten, geschwungenen Buchstaben las, überkam sie eine Welle von Emotionen. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie realisierte, dass ihre Mutter nicht da war, um diesen besonderen Tag mit ihr zu teilen.
Mit zitternden Händen faltete sie den Brief auf und las die liebevollen Worte, die sie in eine Welt voller Zweifel und Fragen zogen.
„Anne, meine liebe Anne, heute ist dein großer Tag…“ Die Worte verwischten sich vor ihren Augen, während Tränen heraufkamen.
Diane sprach von den kleinen Sorgen, die jede Braut quälen, und betonte, dass diese im großen Ganzen bedeutungslos seien.
Doch dann folgte der entscheidende Satz: „Was wirklich zählt, ist, dass du den richtigen Mann gewählt hast…“ Annes Herz schlug schneller. Hatte sie wirklich die richtige Wahl getroffen?
In Gedanken kehrte sie zu den letzten Monaten zurück. Sie erinnerte sich an ihre Zeit mit Mark, dem erfolgreichen, aber eher langweiligen Mann, der sie drängte, ihren Job als Köchin aufzugeben.
Sie erinnerte sich an das letzte Mal, als sie krank im Bett lag und Mark sich weigerte, bei ihr zu bleiben, während ihr Freund Roger wie ein Lichtblick in der Dunkelheit auftauchte.
Er hatte ihr Suppe gebracht, einfach nur um sicherzustellen, dass es ihr gut ging.
Anne dachte an die schmerzlichen Momente, als Roger ihr seine Liebe gestand.
Er war immer für sie da gewesen, selbst als sie unsicher war und sich mit ihren Gefühlen auseinandersetzen musste. Und jetzt, während sie die Worte ihrer Mutter las, spürte sie, dass sie in einer Beziehung gefangen war, die sie zurückhielt.
„Der richtige Mann wird immer an deiner Seite sein…“, flüsterte sie vor sich hin und spürte, wie ihr Mut wuchs.
Anne wischte sich die Tränen ab, atmete tief ein und las die letzten Zeilen des Briefes, die mit Liebe und Hoffnung endeten: „P.S. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt, Mama.“
Entschlossen stand Anne auf, ihr Herz schlug wild. Sie schnappte sich ihre Handtasche und rannte aus dem Hotelzimmer, ihr Hochzeitskleid hinter sich her ziehend.
Draußen hielt sie das erste Taxi an, das vorbeikam, und konnte kaum sprechen, als sie dem Fahrer eine Adresse nannte.
Bald stand sie vor einem vertrauten Haus. Ihre Hände zitterten vor Nervosität, als sie an die Tür klopfte. Roger öffnete, seine Augen voller Verwirrung. „Hey“, flüsterte Anne, während sie einen Schritt näher trat.
Ohne weitere Worte küsste sie ihn leidenschaftlich, als ob die Welt um sie herum verschwinden würde. In diesem Moment wusste sie: Roger war der richtige Mann für sie. Dies war erst der Anfang ihrer gemeinsamen Geschichte.