Ege schmiedet einen riskanten Plan, um Melis’ wahre Absichten ans Licht zu bringen. Er weiß, dass er sie nur durch starke Emotionen dazu bringen kann, ihr wahres Gesicht zu zeigen.
Deshalb inszeniert er vor allen – auch vor seiner Verlobten – einen Streit mit Zeynep und richtet sich dann mit einem überraschenden Vorschlag an Melis:
— Melis, lass uns nicht länger warten. Lass uns heiraten. So schnell wie möglich.
Melis erstarrt. Ihre Augen weiten sich vor Überraschung, ihre Lippen formen lautlos eine Frage. Zeynep runzelt die Stirn — überrascht, verwirrt, unsicher, ob sie richtig gehört hat.
— Heiraten? Sofort? — wiederholt Melis, und die Überraschung in ihrer Stimme schlägt langsam in überschwängliche Freude um.
— Ege, was machst du da? Woher kommt dieser plötzliche Entschluss?! — fragt Feraye beunruhigt.
— Tante, die Leute reden, und ich will nicht, dass irgendetwas zu Onkel Bülent durchdringt. Beenden wir das schnell und endgültig. Ich hoffe, du verstehst das, Zeynep.
Zeynep sieht ihn mit wachsender Besorgnis an.
— Ja… ich verstehe — sagt sie leise, obwohl ihre Stimme zittert.
Melis tritt langsam auf sie zu, als wolle sie sicherstellen, dass sie richtig gehört hat.
— Du verstehst doch, oder, Zeynep? Sag es!
— Ich verstehe. Viel Glück — erwidert sie kühl, dreht sich um und geht in ihr Zimmer.
— Das ist Wahnsinn! Man kann doch nicht einfach so heiraten! — protestiert Feraye.
— Alles ist möglich. In zwei Tagen kann die Zeremonie stattfinden — antwortet Ege ruhig, aber entschlossen.
— Zwei Tage?! — wiederholt Melis, ihr Herz klopft wie verrückt. Ege — ihr Kindheitsfreund und große Liebe — hat ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht.
— Das geht nicht, mein Sohn. Was ist mit dem Saal, den Einladungen, den Formalitäten? — fragt Feraye besorgt.
— Mama, wir machen alles hier! — ruft Melis begeistert. — Am Pool, in unserem Garten. Dort, wo wir aufgewachsen sind! Ich habe immer davon geträumt, hier zu heiraten. Ege, machen wir das?
— Wie du willst, Liebling — antwortet Ege und versucht, seinen inneren Widerstand zu verbergen.
— Tante, ich habe genug. Ich habe ein Versprechen gegeben — und ich muss es halten. Ich werde mit Onkel Bülent reden. Die endgültige Entscheidung liegt bei Melis. Bis später.
Ohne ein weiteres Wort verlässt Ege das Haus. Kurz darauf ertönt ein Freudenschrei:
— Mama! Wir heiraten! — ruft Melis und springt vor Freude.
Zur gleichen Zeit herrscht bei Kuzey eine dramatische Stimmung. Im Wohnzimmer bricht ein heftiger Streit aus.
Kuzey hat gerade erfahren, dass Arif, den er ohnehin kaum ertragen konnte, in Wirklichkeit Alper ist – Silas Ex-Verlobter. Seine Augen lodern vor Wut.
— Nimm ihn und verschwindet sofort! — schreit Hulya.
Alper, durch Kuzey verletzt, sagt leise:
— Hulya… Ich liebe dich. Wirklich.
— Raus hier, bevor ich dich vernichte! — zischt Kuzey.
Sila stellt sich zwischen die beiden:
— Wir gehen, aber zuerst soll Hulya mir zuhören.
— Du hast mein Geld und mein Gold gestohlen! Hast du es ihr gegeben?! — schreit Hulya und zeigt auf Sila.
— Ich schwöre, ich will nichts von Alper und auch nicht von dem Geld! — antwortet Sila.
— Warum war dann deine Halskette bei ihm?! — schreit Hulya.
— Ich bin zu ihm gegangen, um dich zu schützen…
— Ich habe in deinen Armen geweint und du hast geschwiegen! Raus mit dir!
— Hulya, bitte… — flüstert Sila.
— HALT DEN MUND! — brüllt Cavidan. — Ich habe dich gewarnt!
— Genug, Mama! — mischt sich Bahar ein. — Sila ist unschuldig! Ich kann alles erklären!
— Versuch es gar nicht erst! — entgegnet Cavidan kalt. — Sila, geh! Alper auch!
Cavidan bringt Alper zur Tür und flüstert ihm zu:
— Warte noch ein bisschen, Sila wird von selbst gehen. Und das Gold bekommst du — ich bringe dir morgen den Schlüssel.
— Und jetzt verschwinde! — sagt sie laut.
Sila startet einen letzten Versuch:
— Kuzey, bitte… Ich habe dich nie belogen! Ich liebe dich!
— Sag, wen du wirklich geliebt hast! — provoziert Hulya. — Kuzey, sie liebt dich! Sie hat es mir gesagt!
Stille. Kuzey sieht Sila an — überrascht, verletzt. Sila weint.
— Sie hat in ihr Tagebuch geschrieben, dass sie einen Mann mit blauen Augen liebt. Wer hier hat so blaue Augen wie Kuzey?!
Sila bestätigt: — Ja, das stimmt… Aber…
— Aber was?! Glaubst du, er wird dich deswegen lieben?! Wie naiv!
— Ich habe nie etwas vorgespielt! — verteidigt sich Sila.
— Genug! — sagt Naciye. — Pack deine Sachen und geh. Geh zu Alper!
Sila will noch etwas zu Kuzey sagen, doch sie bricht zusammen.
Kuzey stürzt sich auf sie, um sie zu stützen.
— Sila! Wach auf!
In seinen Augen liegt Angst. Und noch etwas Tieferes.
Sila liegt bewusstlos. Hulya schreit:
— Das ist Theater! Sie spielt nur! Lass sie uns wachrütteln!
Kuzey hält sie zurück:
— Rühr sie nicht an. Sie braucht Ruhe. Der Arzt hat das gesagt.
Im Arbeitszimmer sagt Bahar:
— Bruder, ich habe den Beweis. Ich habe Sila aufgenommen. Arif ist Alper, er hat ihr gedroht! Alles ist auf deinem Laptop!
Sie sucht die Aufnahme, aber sie ist verschwunden. Kuzey glaubt ihr nicht. Bahar geht, und er beginnt, den Computer zu durchsuchen. Schließlich findet er die Datei.
Er spielt sie ab. Silas Stimme – ruhig, schmerzvoll, ehrlich.
— Kuzey… Arif ist Alper. Er hat mir gedroht. Ich habe geschwiegen, um andere zu schützen. Aber ich habe dich nie belogen. Ich liebe dich.
Kuzey erinnert sich an ihre Gesten, ihre Fürsorge, ihre Zärtlichkeit. Sein Herz schlägt schneller.
— Sie war keine Lügnerin. Sie war… Sila.